PNP vom Freitag, 30. Juli 2005 Lokalteil Osterhofen

Architekt aus Holzhäuser schickt E-Mail an den Verteidigungsminister
Problem Fluglärm: "Mein Kind kann nicht schlafen"

Von Thomas Saller
Holzhäuser . Weil sich Anwohner am Geruch von Lacken und Farben störten, mußte Josef Rosner (44) seine Schreinerei in Deisenhofen bei München aufgeben und zog nach Holzhäuser. In der vermeintlichen Idylle beklagt sich nun Rosner - über Fluglärm, verursacht durch Tiefflüge von Jets der Bundesluftwaffe. Gestern schickte er ein E-Mail an Bundesverteidigungsminister Scharping.

Er fordert den Bundesminister auf, seine Jets in Zukunft über unbewohnten Gebieten fliegen zu lassen. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt Luftwaffensprecher Oberstleutnant Meyer dazu: "Die Leute sind sensibler geworden. 1980 flogen wir noch 88 000 Stunden, heute sind es nur noch 14 000. Weil es weniger sind, fällt ein Flugzeug hie und da eben mehr auf als früher, wo jeden Tag gleich mehrere Flieger unterwegs waren."
Josef Rosner ist da anderer Meinung: "Schubweise fliegen über unser Haus gleich fünf oder sechs Jets, und das anderthalb Stunden. Die Folgen: unser Kind kann einfach nicht schlafen. Noch dazu fliegen die Jets gerade zu den Zeiten, in denen kleine Kinder normalerweise schlafen."
Luftwaffensprecher Meyer: "Tiefflüge sind in der Zeit von 7 bis 17 Uhr erlaubt. Und zwischen 12.30 und 13.30 Uhr machen wir sogar freiwillig Pause." Das hilft freilich Josef Rosner wenig. Sein Kind hält sich einfach nicht an die Nato-üblichen Flugzeiten.
"Außerdem - so laut ist es nun auch wieder nicht" erklärt Meyer. Bei der zugelassenen Mindestflughöhe von 330 Metern betrage der Lärm - nach einer Untersuchung des Bundesgesundheitsamtes Berlin - "nur" 94 Dezibel. Ein Presslufthammer habe über Hundert.
Auch von Tiefflughöhen unter hundert Metern will er nichts wissen. Nur mit Sondergenehmigung eines Staatssekretärs oder in Notfällen seien Flughöhen um die 75 Meter erlaubt. "Und die hat es schon lange nicht mehr gegeben." Wann gestern nachmittag Bundeswehrjets über dem Landkreis waren, wußte er jedoch nicht. Josef Rosner berichtet jedenfalls von Flügen nach 18 Uhr. Ob es sich um Tiefflüge handelt oder nicht ist relativ egal - bei einer Verdopplung der Flughöhe verringert sich die Lärmbelästigung um nur sechs Dezibel.
Trotz Reduzierung der Flugstunden steigt die Anzahl er Beschwerden kontinuierlich. Die Luftwaffe führt dies auf eine "leider immer egoistischer gewordene Grundhaltung, ausschließlich auf eigene Belange fixierte Einstellung eines Teils der Bundesbürger" zurück. Das kann für Josef Rosner eigentlich nicht gelten. Er war selbst zwei Jahre bei der Bundeswehr, er sieht auch die Notwendigkeit militärischer Flüge ein, aber: "Warum muß immer in solchen Höhen geflogen werden?" fragt er sich. Eine Antwort vom Bundesminister hat er bis jetzt noch nicht bekommen. Aber eine Bestätigung, daß seine Anfrage weitergeleitet wurde.

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